Der Geschichtsverein Großalmerode begrüßt Sie herzlich auf unserer Homepage und freut sich auch auf Ihren Besuch im Glas und Keramikmuseum.
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Technisch-Historischer Lehr- und Wanderpfad
Ein kurzer Rückblick auf die Geschichte des Geschichtsvereins Großalmerode
Die Idee, einen Verein zu gründen, der die Geschichte ihrer Stadt aufarbeitet, kam von Bürgern, die sich in besonderer Weise mit ihrer Stadt verbunden fühlten. Es blieb nicht nur bei einer Idee. Die Idee wurde in die Tat umgesetzt. So trafen sich 26 Bürger, aus unterschiedlichen Berufsfeldern kommend, am 17. Juni 1971 im Druckereibetrieb von Gustav Wollenhaupt. Sie verpflichteten sich „zur Mitgliedschaft in dem ´Geschichtsverein Großalmerode´“ (Protokoll). Die Gründungsversammlung fand am 23. Juli 1971 in dem „Gemeinschaftsraum der Buchdruckerei Wollenhaupt in Großalmerode“ statt. Man nahm die Arbeit als „Verein“ auf und wählte einen Vorstand (nach Protokoll):
- Vorsitzender Herr Gustav Wollenhaupt
- Vorsitzender Herr Karl Krück
- Schriftführer Frau I.M. Beichold
- Schriftführer Herr Wilhelm Gundlach
- Kassierer Herr Hermann Lichte
- Kassierer Herr Ewin Persch
(Bilder zu Personen)
Diesen lockeren Zusammenschluss von Bürgern würde man nach heutigem Sprachgebrauch als Bürgerinitiative bezeichnen, zumal eine Eintragung im Vereinsregister des Amtsgerichts erst 1979 erfolgte. In den Zielen ihres großen Engagements war diese Bürgerinitiative fest vereint.
Sie definierte als „Hauptaufgabe des Geschichtsvereins
- die Erforschung der Geschichte der Stadt Großalmerode
- die Errichtung eines Heimatmuseums“.
Gehören Sammeln und Forschen zu den voraussetzenden Arbeiten eines Geschichtsvereins, so sind die Akteure der Gründungsphase in besonderer Weise dieser Selbstverpflichtung nachgekommen. Es wurden sehr umfänglich Gegenstände gesammelt, die an die Gewerbe- und Industriegeschichte erinnern. Oft wurde das Sammeln durch öffentliche Aufrufe intensiviert, so dass auf diese Weise auch die städtische Öffentlichkeit in die Arbeit des Geschichtsvereins indirekt einbezogen wurde.
Eine schon beachtliche Zahl von Publikationen, veranlasst durch den Geschichtsverein, verweist darauf, dass es dem Geschichtsverein bis zur Gegenwart sehr ernst darum ist, das eigene Forschen und Erkunden in lokalgeschichtlichen Veröffentlichungen zu dokumentieren. So verfolgt der Geschichtsverein das von den Gründern gesetzte Ziel, die Geschichte der Stadt Großalmerode zu erforschen als eine sich ständig neu stellende Aufgabe. Unterschiedliche Formen von Präsentationen zur Stadtgeschichte – z.B.
Ausstellungen, Vorträge, Aktionen und Kooperationen - haben dazu beigetragen, für die Geschichte unserer Stadt Interesse zu wecken.
Ein Rückblick zur „Errichtung eines Heimatmuseums“
„Die Stadt des guten Tons“ so nennt sich Großalmerode im Kontext von Werbung im touristischen Geschäft. Dieses Schlagwort ist zum Sinnbild für die Gewerbe- und Industriegeschichte unserer Stadt geworden. Es verweist auf eine Gewerbe- und Industriegeschichte, die schon seit dem 12. Jahrhundert in Großalmerode ihren Schwerpunkt in der Töpferei und der Herstellung von Schmelztiegeln und Glashäfen hatte. Dr. Uwe Reher (unveröffentlichter Vortrag ) beschreibt dies sehr prägnant: „Die Entwicklung des keramischen Handwerks in Großalmerode zu einem der wichtigsten Produktionszentren von technischer Keramik in Mitteleuropa ist für die Großalmeröder identitätsbildend… Die Erzeugnisse aus Großalmerode verbreiteten den guten Klang des Ortsnamen. Wo immer in Pharmazie und Chemie, Metallurgie und Glastechnik Schmelzprozesse ablaufen, waren und sind diese Produkte aus der nordhessischen Provinz qualitativ nahezu konkurrenzlos“.
Diese schon fast Alleinstellungsmerkmal gewinnende Gewerbe- und Industriegeschichte mit ihren bis in der Gegenwart sichtbaren und teils für die Bürger erlebbaren strukturellen Prozesse des Wandels und der Umbrüche war für die Bürgerinitiative – Vereinsgründer – Anlass und Motivation zugleich, die Geschichte ihrer Stadt aufzuarbeiten. So begannen sie im Jahr 1978 nach einer Phase des Sammelns und begleitenden Forschens in ehrenamtlicher Arbeit, die Gewerbe – und Industriegeschichte ihrer Stadt museologisch zu inszenieren. Sie begannen mit Unterstützung der Kommune eine ehemalige Schule, die Brübachschule, die noch teilweise bewohnt war, in Besitz zu nehmen und das alte Schulgebäude in ein Museum umzubauen. Vorausgegangen war für die Gründer eine 6jährige Suche nach einem Museumsstandortes. Die alte Stadtmühle am Schulplatz wurde unter Beteiligung des Magistrats, vertreten durch Bürgermeister Traube, als möglicher Standort diskutiert. Schließlich wurde dieser Standort wegen zu hoher Sanierungskosten des Gebäudes verworfen. In gemeinsamen Gesprächen mit dem Magistrat der Stadt, vertreten durch Bürgermeister Brosey, fand man in der alten Brüchbachschule einen geeigneten Standort für ein „Heimatmuseum“.
Von 1978 bis 1984 wurde die ehemalige Schule in ein Museum umgebaut. Die Umbauarbeiten erfolgten ausschließlich ehrenamtlich. Auf einer Tafel im Museum sind die Namen jener Bürger zu lesen, die das Museum vorbereitet, ausgebaut und eingerichtet haben: Bauer, Heinrich; Beichhold, Horst; Fleckenstein, Oskar; Grebe, Erhard; Gundlach, Otto; Hildebrand, Georg; Kaufmann, Ernst; Krück, Karl; Lichte, Hermann; Markert, Paul; Riebeling, Hans; Vonhof, Richard; Wollenhaupt, Gustav.
Es wurde eine Konzeption unter der Beratung und der finanziellen Unterstützung des Hessischen Museumsverbandes umgesetzt, die in Ihrer Grundorientierung auf eine mehr geschichtlich technisch museologische Präsentation ausgerichtet war. Den Arbeitsprozess hat der Hessische Museumsverband durch Herrn Dr. Uwe Reher sehr intensiv beratend begleitet. So konnte 1984 das Museum eröffnet werden. Für das angedachte Heimatmuseum erfolgte eine Namensgebung: Glas- und Keramikmuseum. Mit dieser Namensgebung wurde schon damals das Profil des Museums mit hoher Affinität zur Industriekultur hervorgehoben.
Die Gründer sind in der Art und Weise, wie sie das Projekt angegangen sind, den Anforderungen anspruchsvoller Museumsarbeit gerecht geworden. Wenn zur Museumsarbeit das Sammeln ebenso gehört wie das Forschen, Bewahren und Ausstellen, so haben sie den Grundstein für das Arbeiten im Glas- und Keramikmuseum gelegt. Für dieses großartige Engagement wurde dem Geschichtsverein 1985 der Paul-Dierich-Preis verliehen. Dieser wurde Bürgern und Gruppen verliehen, die sich in eigener Initiative und uneigennützig für das Wohl der Gemeinschaft eingesetzt und das soziale und kulturelle Leben bereichert hatten.
Nach der Eröffnung des Glas- und Keramikmuseums entfachte die Diskussion um eine konzeptionelle Weiterentwicklung der museologischen Präsentation. So wurde eine durch den Geschichtsverein beauftragte Arbeit im November 1986 vorgestellt, und zwar unter folgendem Titel: Zur Konzeption und weiteren Ausgestaltung des Glas- und Keramikmuseums. Obwohl das vorgelegte Arbeitsergebnis hefige, kontroverse Diskussionen auslöste, die in den kommenden Jahren immer wieder um das Thema der museologischen Weiterentwicklung mit unterschiedlicher Intensität aufflammten, zeigen sie doch ein tief verankertes Verständnis im Geschichtsverein von Museumsarbeit: Museumsarbeit wird als ein dynamischer Arbeitsprozess verstanden. So ist es verständlich, dass man in der Folgezeit die Frage konzeptioneller Weiterentwicklung in unterschiedlichen Zusammenhängen diskutierte.
Musste im September 1996 das Museum wegen unabdingbarer baulicher Sanierungsarbeiten geschlossen werden, so nutzte der Geschichtsverein als Träger des Museums die Bausanierung (1997-1999) als eine gute Möglichkeit, eine neue Museumskonzeption zu entwickeln und umzusetzen. Bereits in der Sanierungsphase kooperierte der Magistrat, vertreten durch Bürgermeister Kistner, eng mit dem Vorstand des Geschichtsvereins. Hierbei ging es darum, museologisch funktionale Belange im Kontext grobkonzeptioneller Planung in den Umbau- und Sanierungsarbeiten zu berücksichtigen.
Konnte im Mai 2008 das Glas- und Keramikmuseum wieder in abgerundeter Form offiziell eröffnet werden, so war dem ein elfjähriger Arbeitsprozess vorausgegangen. Dieser Arbeitsprozess wurde vom Vorstand des Vereins gesteuert, und zwar in enger Kooperation
mit Herrn Dr. Reher als Vertreter des Hessischen Museumsverbandes und mit dem Magistrat, ab 2000 vertreten durch Bürgermeister Nickel. In dieser Konstellation ging es darum, eine Feinkonzeption unter Einbeziehung unterschiedlicher Fachkompetenzen zu entwickeln und umzusetzen. Die feinkonzeptionelle Umsetzungsarbeit veranlasste den Vorstand ab 2002 einen neuen wissenschaftlichen Mitarbeiter, Herrn Dr. Warneke, zu engagieren, um die Recherchen zu feinkonzeptionellen Entscheidungen wissenschaftlich abzusichern. Sehr hilfreich für die feinkonzeptionelle Arbeit waren die Vorleistungen von Studenten des Instituts für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie der Universität Göttingen. Lehrveranstaltungen des Instituts, geleitet von Dr. Reher, fanden im Museum statt, um schon im Vorfeld museologischer Feinarbeit Grobkonzepte zu erstellen. Das Museum wurde in unterschiedlichen Phasen konzeptioneller Umstrukturierungen als außeruniversitärer Lehr – und Lernort genutzt. So hat das Glas- und Keramikmuseum seine besondere Wertschätzung durch universitäre Lehrveranstaltungen erfahren.
Im Ergebnis wurde eine museologische Konzeption umgesetzt, die sich durch ihre sozial-, wirtschafts- und technikgeschichtlichen Schwerpunktsetzungen auszeichnet. Es wurde eine museale Präsentation realisiert, die sich darum bemühte, den Besucher im Museum sich frei orientieren zu lassen. Es kam darauf an, dem Besucher die thematischen Schwerpunkte erlebbar und begreifbar zu machen. Diese vom Besucher her gedachten musealen Präsentationsformen haben den Arbeitsprozess leitend beeinflusst. Nach einem elfjährigen Arbeitsprozess, der ehrenamtlich gesteuert wurde, ist unter oft begrenzten Ressourcen die zweite Konzeption zur Gewerbe- und Industriegeschichte im Glas- und Keramikmuseum verwirklicht worden. Trotz mancher erschwerender Bedingungen ist ein Museum erarbeitet worden, das in seiner museologischen Ausrichtung ein erstaunlich hohes Niveau professioneller Umsetzungsarbeit widerspiegelt.
Den Akteuren, die diese oft nicht leichte Arbeit getragen haben, ist zu danken. Aber insbesondere gilt auch unser Dank denen, die finanziell den Verein unterstützt haben. Wir wissen, dass ein Museumsbetrieb immer neue Aufgaben der Weiterentwicklung stellt. Sie werden auch weiterhin unsere Arbeit bestimmen.