Tontiegel und Katzengold
Vortrag über Alchemist Glauber und seine Beziehung zu Großalmerode
VON DIANA HAESELER (Bericht aus der HNA vom 26.11.2021)
Großalmerode — Der bekannte Apotheker und Alchemist Johann Rudolph Glauber (1604-1670) hat eine besondere Beziehung zu
Großalmerode. Darüber berichtete am Freitagabend der Kasseler Chemiker Dr. Rainer Werthmann im Hermann-Sauter-Haus in Großalmerode.
Anlässlich des 350. Todestages Glaubers sollte der Vortrag im vergangenen Jahr gehalten werden, coronabedingt fiel er aus und wurde nun vom Großalmeröder Geschichtsverein nachgeholt. Auf einer Reise über Bremen und Kassel habe es Glauber nach Großalmerode verschlagen, berichtete Werthmann, der den Alchemisten als „Vater der chemischen Industrie" bezeichnete. Großalmerode sei für seine Schmelztiegel-Herstellung damals bereits europaweit bekannt gewesen.
Die bekannteste Arbeit Glaubers, der aus Karlstadt bei Würzburg stammte, war die Entwicklung eines Verfahrens zur Verarbeitung von Weinhefe. In diesem führte Glauber die verschiedenen Rohstoffe einem Kreislaufsystem zu und verwertete Produktionsabfälle zu weiteren Nebenprodukten. Dies diente der chemischen Industrie als Vorbild für ihre Produktionsabläufe. So konnte man mehr Rohstoffe im Land behalten und musste weniger aus dem Ausland importieren.
In Großalmerode faszinierte Glauber vorwiegend die Produktion der Tontiegel, aber auch das Vorkommen von Markasitknollen, dem sogenannten Katzengold, das zur damaligen Zeit als Ausgangsprodukt für Salzsäure und Schwefelsäure diente.
Später ließ sich Glauber sogar Ton aus Großalmerode in die Niederlande liefern, um die bekannten Tiegel für die eigene Verwendung nachzubilden. Seinen Aufzeichnungen lässt sich entnehmen, dass ihm dies aber nicht zu voller Zufriedenheit gelang.
Im Anschluss an den einstündigen Vortrag erfolgte eine lebhafte Diskussion mit dem Publikum. Die Großalmeröder Chemielehrerin Daniela Ricci sagte: „Besonders die Verbindung von Chemie und Geschichte hat mir gefallen. Dr. Werthmann hat auf interessante und mitreißende Art vorgetragen." Begeistert war auch Karin Euler: „Auch für mich als Nicht-Chemikerin war das ein ganz spannender Vortrag. Man hat mehr Tiefe bekommen und erfahren, wie der Grundstein für die chemische Industrie gelegt wurde." da.