Wilhelm Speck - Lesung am 10. März 2017
WILHELM SPECK WAR MEHR ALS EIN HEIMATDICHTER
Vor etwa 70 Besuchern lasen Detlef Ahlborn, Melanie Lenz, Heribert Pohlner und Daniela Ricci aus Wilhelm Speck's Buch. Die Erzählung ist im Jahr 1907 erstmals erschienen und dann mehr als 70.000 Mal verkauft worden.
In seinem ausführlichen Vorwort beklagt sich der, 1861 in Großalmerode geborene, Autor, dass in Großalmerode nun rauchende Schlote über die Spielplätze seiner Kindheit emporragten. Weiterhin führe nun die Eisenbahn über seine ehemaligen Spazierpfade dahin. Detlef Ahlborn schloss daraus, dass offensichtlich schon vor mehr als 100 Jahren der Satz galt „Früher war alles besser...“. Aber es gab auch sehr romantische Beschreibungen des Meißners und des Werratals.
Dann hörten die Besucher die Geschichte des Joggeli, der sich an einem Pfingsttag in Dutenbach verliebt und dort mit seiner Familie viele glückliche Tage verlebte. Aber sie hörten auch von den Schicksalsschlägen seines Lebens und dass der Joggeli sich später nicht zwischen der Heimat seiner Jugend in Dutenbach und seiner zweiten Heimat in Amerika entscheiden konnte, wo seine einzige überlebende Tochter wohnte. Letztlich wandert er aber nachts ganz still in seine dritte Heimat aus, die über den anderen liegt und die Lesung endete mit dem Satz „Gute Nacht Joggeli, komm gut nach Haus“.
Wilhelm Ritter untermalte die Veranstaltung musikalisch. Zusätzlich erzählte er als Glockensachverständiger von der besonderen Bedeutung der Glocken in dieser Geschichte. Die Zuhörer erfuhren z.B. auch, dass der Doppler-Effekt auf den Klang von Glocken eine Auswirkung hat oder dass sie als „kleine Terz“ gestimmt sind.
Über den Autor Speck, der 1921 Ehrenbürger von Großalmerode wurde, berichtete Heribert Pohlner. Er wies darauf hin, dass Speck zu seiner Zeit landesweite Beachtung als Schriftsteller gefunden hat. In vielen Jahren als Gefängnisseelsorger in Preußen habe er sich auch über die damaligen Haftbedingungen Gedanken gemacht und sich für Bildungsmöglichkeiten der Gefangenen eingesetzt. Ein Teil seiner Geschichten spielen in der Gegend um den Meißner. Es geht dabei, wie im Joggeli, um das Verhältnis des Menschen zur Heimat. Es geht in einigen seiner Werke aber auch um Menschen in Krisen, „die den Weg verloren“, so der Titel eines seiner Bücher. Speck war sehr viel mehr als ein Heimatdichter.
Die eingenommenen Spenden, um die statt Eintritts gebeten wurde, gingen an die Theatergruppe „Löwenzahn“, deren Mitglieder maßgeblich zum guten Gelingen des Abends beigetragen hatten.
Den Neudruck "DER JOGGELI" gibt es zum Preis von 10 Euro in der Bürger - Information sowie während der Öffnungszeiten im Glas- und Keramikmuseum (April bis Oktober, sonntags 14 – 17 Uhr).
von links: Wilhelm Ritter, Heribert Pohlner, Melanie Lenz, Daniela Ricci, Detlef Ahlborn (Foto: H. Harder)